Die Kirchenmusik in St. Laurentius


Die Aufführung anspruchsvoller Festmessen hat offenbar eine lange Vorgeschichte.
So berichtete beispielsweise  Pfarrer Kißlinger am  4. September 1906 auf  Anfrage
des  erzbischöflichen Dekanatsamtes Tegernsee, dass bis zu diesem Zeitpunkt im
Jahr 1906 bereits 15 Instrumentalmessen, 14 Vokalmessen, Offertorien, Vespergesänge,
 Marienlieder und Requien aufgeführt wurden. Entsprechend umfangreich
war damals schon das Notenarchiv.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war die Not in der Gemeinde
Rottach-Egern sehr groß. In seinem Nachtrag zur ,"Kißlinger-Chronik" schreibt Hans
Sollacher u. a.: In der Gemeinde befanden sich bei Kriegsende 5.000  Einwohner und
Evakuierte aus den bombardierten Städten, dazu 5.000 landverschickte Kinder
sowie 1.500 Lazarettinsassen, Verwundete in den zu Reservelazaretten
umfunktionierten Hotels und Gasthöfen. Diese 11.500 Menschen mussten
mit Nahrung und Heizung versorgt werden. Es fehlte am Nötigsten.
(Anm. d. Red.: Unser langjähriges Vereinsmitglied Gertraud Gruber,
Gründerin der,,Schönheitsfarm Gruber", Ehrenbürgerin von Rottach-Egern
und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes war in  diesen bewegten Zeiten als
Krankenschwester  im Lazarett tätig. )
Am 13. Oktober 1945  gab es einen Bittgang nach Birkenstein. Am Sonntag,
14. Oktober 1945 um 14.30 Uhr kamen Frauen und Mütter aus dem Tegernseer
Tal auf Einladung zur Egerner Muttergottes und füllten die Kirche bis zum letzten  Platz.

Im Laufe des  Jahres 1946 trafen in dem ohnedies überfüllten Ort nochmals
Hunderte von Flüchtlingen und Heimatvertriebene aus dem Sudetenland,
Schlesien, Pommern, Ost- und Westpreussen ein. In der Gemeinde, bei Pfarrämtern
und  Hilfsorganisationen wurde Übermenschliches geleistet.

Vor diesem Hintergrund gab Kammersänger Julius Patzak am Sonntag, 12.Mai 1946, zur Linderung der großen Not ein Benefizkonzert zugunsten der Caritas.
 Der Kirchenchor wurde von Rektor Albert Weh geleitet. Zudem wird von Pfarrer
Kronast im Kirchenführer von 1960 berichtet, dass in der Mitternachts-Christmette
der Kinderchor die Freude in mehrstimmigen altbayrischen Liedern zum Ausdruck brachte.

Durch die Gründung des Fördervereins für Kirchenmusik und den regelmäßigen Eingang von Mitgliedsbeiträgen und Spenden sowie das gute Wirtschaften seiner Schatzmeister -  hier ist vor  allem Lorenz Kandlinger zu erwähnen, der das Amt seit 1998  wahrnimmt - verfügte der Verein dauerhaft  bis zum heutigen Tag über ein gesundes finanzielles Polster. Das ermöglichte neben alpenländischen Kirchenkonzerten und Orgelkonzerten auch die Ausrichtung aufwändiger Chor- und Orchestermessen. Engagierte Vereinsmitglieder, wie der Beisitzer Karl Brandi und seine Ehefrau Ruth Brandi wirkten als Cellisten 25 Jahre (von 1973 bis 1998) unentgeltlich bei Orchesterkonzerten mit. 
Aus einer Pressemitteilung  vom Oktober 1999 geht hervor, dass der gerade als Kirchenmusiker neu berufene Konrad Späth sogar den Aufbau eines eigenen Orchesters für die Pfarrei St. Laurentius angestrebt hat.

Über ein geistliches Konzert am 4. November 2001 wurde in der Presse
 berichtet: 
,,Musikalischer Hochgenuss in der Pfarrkirche St. Laurentius in Egern:
Gemeinsam mit einem Gesangsoktett aus Schliersee und einem Streichquintett ließ der
Kirchenchor Egern - nach intensiven Proben - geistliche Werke von Felix
 Mendelssohn-Bartholdy im Gotteshaus erklingen. Inbrünstig sang der Chor unter
anderem ,,Jauchzet dem Herrn alle Welt". Die Gesamtleitung lag in den Händen
 von Konrad Späth."

Konrad Späth berichtete über Kirchenkonzerte des Jahres 2002: vier Orgelmatineen
jeweils nach den Pfarrgottesdiensten und vier abendliche Kirchenkonzerte
(u.  a. Werke von  Bach, Händel und Mozart  sowie das Magnificat von Vivaldi).
 Außerdem sang der Kirchenchor 16mal im Rahmen von Gottesdiensten. Im Jahr 2003 folgten sieben Aufführungen: Passionssingen, Nicolai-Messe von Haydn (Ostersonntag), Maiandacht, Messe von V. Rathgeber (Pfingstsonntag), Adventssingen, Pastoralmesse von Kempter (Weihnachten) und Festmesse von Horák (Silvester). Mehrmals haben bei den Konzerten die "Nachtigallen" Bärbel Pischetsrieder und Ursula Bommer sowie Christoph Rebelein und Heinz Schmidtpeter als Gesangssolisten mitgewirkt. Der Tenor Christoph Rebelein wurde übrigens im Abschlusskonzert des Gesangs-Meisterkurses 2016 der Bayreuther Festspiele in einer Szene als Siegmund in Richard  Wagners Oper Walküre als Entdeckung gefeiert.vv

Am Nachmittag des zweiten Weihnachtsfeiertags gab es über mehrere Jahre Orgelmusik zum  Weihnachtsfest, die mitunter Adi Lintner durch den Vortrag besinnlicher Texte bereicherte. 
In den Jahren 2002 bis 2004 wurden auch Benefizkonzerte für die neue Orgel in Kreuth und den katholischen Kindergarten St. Josefin Egern durchgeführt.

Aus Anlass des 100jährigen Bestehens des Wallbergkirchleins wurde am 
 Sonntag, 19. September 2010, eine festliche Bergmesse unter Mitwirkung des
Egerner  Kirchenchors gestaltet. Und am gleichen  Abend gab es in St.  Laurentius
ein Kirchenkonzert u. a. mit der Krönungsmesse von Mozart. 
Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt.

Im Übrigen hat Konrad  Späth während seiner Egerner Jahre zwischen 1999
bis 2010 ein stattliches Archiv professioneller CD-Aufnahmen von mehr als 
20 Chor- und Orchesterkonzerten erstellt.

Von jeher beliebt beim Publikum waren die alpenländischen Konzerte Passionssingen,
Mariensingen und Adventssingen, bei denen neben dem Kirchenchor die der Kirchenmusik in Egem bis heute treu verbundenen Geschwister bzw. Familienmusik Wackersberger, die Neukirchner Sängerinnen und die Rottacher Bläser bzw. die Blaskapelle Rottach-Egern auftraten.
 Beim Adventskonzert am 15. Dezember 2000 hat unser Vereinsmitglied 
Otto Lederer die Gedanken zum Advent vorgetragen.

In den vergangenen Jahren wurden - mittlerweile unter der neuen Kirchenmusikerin
Teresa Bayer - jeweils acht bis zehn kirchenmusikalische Veranstaltungen
außerhalb der Liturgie aufgeführt. Besonders hervorzuheben sind die Chor- und
Orchesterkonzerte:
-  die Nicolai-Messe von J. Haydn sowie dessen Te Deum für die Kaiserin
Maria Theresia zur Kirchweih  im Jahr 2013, mit Angela Schütz (Sopran),
 Luitgard Hamberger (Alt), Sebastian Schober (Tenor) und
 Christof Högg (Bass) als Gesangssolisten (von diesem Kirchenkonzert
existiert eine eindrucksvolle audiovisuelle Aufnahme),

 -  das Kirchenkonzert zur Kirchweih 2015, bei dem mit großer Freude der
 Chormitglieder die Schubert-Messe in G gemeinsam mit dem Kirchenchor
unserer Partnergemeinde Kastelruth/Südtirol unter der Leitung von Markus
Silbernagl und Teresa Bayer aufgeführt wurde, 

-  die Johannespassion  von G. F.  Homilius vor dem Heiligen Grab am
Palmsonntag in den Jahren 2014 und 2016, eine Neueinstudierung von Teresa Bayer.

Vom letztgenannten Passionskonzert zeigte sich die Presse sehr beeindruckt:
Die Gesangssolisten, allen voran der Tenor Sebastian Schober, der die Rolle des
 Evangelisten sang, sowie der St. Laurentius-Chor ,,meisterten unter der Leitung
von Teresa  Bayer die als überaus anspruchsvoll und schwierig geltenden Parts der
Homilius Passion".

Die  Wiederaufnahme der traditionellen alpenländischen Adventsmusik im Jahr 2016 stieß bei den Konzertbesuchern auf positive Resonanz. Die besinnlichen Texte sprach dabei unsere zweite  Vorsitzende Uschi Kreuzmayr.  

 Neu in unseren alpenländischen Musikprogrammen ist seit 2015 das Mitwirken der 
„Tegernseer Alphornbläser“. Ihr Klang erfüllt akustisch das ganze Gotteshaus und ihr
Anblick  erfreut die Herzen.

Erfreulich ist, dass auch die Nachwuchskünstler aus dem Tegernseer Tal ein Podium in unserer Konzertreihe bekommen haben. Alexander Winkler - ein hervorragender Flötist und  Orgel-Schüler von Teresa Bayer - wurde darüber hinaus als Vereinsmitglied gewonnen.
 Auch Hans Weber - Leiter der Blaskapelle Rottach-Egern - ist inzwischen Mitglied  in unserem Förderverein.